Die dritte und letzte Etappe unseres Heimatlabors ist zu Ende. Ab 25. Mai 2011 werden die entstandenen Stadtviertelporträts im Theaterfoyer gezeigt.
Bei unseren Ortsrecherchen im Vorjahr fragte ein Bewohner: „Was wollen Sie denn bei uns? Hier gibt es doch gar keine Probleme.“ Das Selbstbild einer problemfreien Wohnwelt machte uns umso neugieriger. Wir konnten uns sicher sein, in Heilbronn-Ost einen ebenso frag-würdigen Wohnstandort gefunden zu haben wie im Industriegebiet oder in der seriell gefertigten Großwohnsiedlung auf der Schanz.
Unser Umzug vom Hawaii in die Villengegend fühlte sich wie eine Reise zwischen Kontinenten an. Doch so verschieden die Stadtteile sind, so sehr sind sie miteinander verknüpft: Der Osten ist traditionell der Wohnort der Fabrikanten, die das Industriegebiet für Ihre Produktion nutzen oder dort in früheren Generationen Reichtum erwirtschaftet haben. Andererseits treffen wir hier Familien aus dem Industriegebiet wieder. Sie nutzen den Pfühlpark, weil es in ihrem Wohnviertel kaum Grünflächen und Spielplätze gibt.
Eine befragte Familie hat den „Aufstieg“ aus dem Hawaii nach Ost geschafft. „Wer laufen kann, zieht von dort weg“, sagen sie und vermissen gleichzeitig die liebgewonnenen griechischen Nachbarn und die Kunst, aus einer Hofeinfahrt ein Fußball-Public-Viewing zu machen.
In zwölf langen Gesprächen befragten wir Firmeninhaber, Dienstleister, Manager, Winzer Familienmütter und -väter und Altenheimbewohner. Allen gemeinsam war, dass sie Hauseigentümer sind oder gewesen waren. Nur einer hatte einen Migrationshintergrund.
Durch zahlreiche spontane Besuche von Anwohnern im Heimatlabor haben wir eine Vielzahl von schriftlichen Kommentaren zum Wohnen im Stadtteil erhalten. Im Unterschied zu den anderen Standorten nahmen viele unsere Fragen mit nach Hause, um sie am nächsten Tag gewissenhaft ausgefüllt zurückzubringen. Ein Altenheim führte eine Befragung zum Wohnen im Heim durch und stellte uns die Ergebnisse zur Verfügung.
Oft ging es in den Gesprächen um
– die Selbstverwirklichung durch die persönliche Gestaltung des eigenen Hauses und Grundstücks
– die Überalterung des Stadtteils
– die Angst vor Verdichtung des Viertels durch Neubebaung ehemaliger großer Grundstücke
– den durch hohen Arbeitseinsatz und / oder Erbe „ehrlich erworbenen“ Reichtum.
– das Engagement in Charity-Clubs, politischen oder sozialen Netzwerken
– die Anonymität und Abschottung im Viertel
– das Glück, auf der Sonnenseite des Lebens zu wohnen
– prestigeträchtige Nachbarn
– die skeptisch verfolgte Zuwanderung durch Vermögende anderer Nationalitäten
Tapete mit dem Standort Pfühlpark an der Außenwand des Heimatlabors